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Kindergarten Kirchplatz: Eröffnung nun im Februar 2026

Schramberger Gemeinderat billigt 1,4 Millionen Euro überplanmäßige Mittel

Der Umbau der Kirchplatzschule in Sulgen in eine Kindertagestätte könnte als Vorlage für eine Sendung „Pleiten, Pech und Pannen“ dienen. Tatsächlich gab es Firmenpleiten. Pech hatte man mit zahlreichen erst während des Umbaus aufgetauchten historischen Baumängeln. Und „Panne“ war wohl auch, dass eine Abbruchfirma denkmalgeschützte Türen zunächst nicht sachgerecht behandelt hat, um es vornehm auszudrücken.

Schramberg. Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr hieß Vertreterinnen des Elternbeirats und des Kitateams in der Sitzung des Gemeinderats am 24. Juli willkommen. Architekt Roland Hess, sein Mitarbeiter Florian Müller und Stadtarchitekt Thomas Müller hatten am Ratstisch Platz genommen. Stadtrat Clemens Maurer war wegen Befangenheit abgerückt.

Florian und Thomas Müller im Gemeinderat. Foto: him

Es dauert und dauert

Thomas Müller berichtete, es habe „immer wieder“ Verzögerungen gegeben. Den im Juni festgelegten Fertigstellungstermin 31. Oktober werde man nicht halten können. Man habe nun ein neues, realistisches Datum, nämlich Ende 2025. Dann kann der Kindergarten aus den Modulen umziehen und die neue Kita Kirchplatzschule zum 2. Februar 2026 in Betrieb gehen. So habe man den Januar als „Puffer“.

Immer wieder verschoben.

Es gebe „zwei Sorgenkinder“, so Müller: Bei den Estricharbeiten stehe eine „Vertragsauflösung im Raum“. Bei den Bodenbelagsarbeiten erhalte man „keine Rückmeldungen vom Auftragnehmer“.

„Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu“ (Jürgen Wegmann)

Florian Müller vom Büro Hess zeigte an Hand von Fotos, mit welchen Schäden sich die Architekten und Handwerker bei der Sanierung des denkmalgeschützten Schulgebäudes in Sulgen auseinander zu setzen hatten. Das reichte von fehlenden Fundamentabdichtungen über marode Träger, mangelhafte Wände und Fenster, defekte Leitungen im Anbau, unvollständige Pläne, kaputtem Estrich bis hin zu Schimmel in den Balken im Dachgeschoss.

Von der Außenabdichtung …
…über mangelhaften Estrich und Decken …
… bis zu zunächst zerschlagenen denkmalgeschützten Türfassungen reichten die Probleme. Fotos: Architekturbüro

Immer wieder habe man den Statiker gebraucht, der aber seine Infos und Pläne nur „tröpfchenweise“ geliefert habe, klagte Florian Müller. Der erste beauftragte Stuckateur habe die Baustelle verlassen.  Dann sei die Lagerfläche ausgegangen, und man habe weitere Container gebraucht. Die denkmalgeschützten Türen immerhin sind wieder am Platz.

Die Kosten liegen bei 4,8 Millionen Euro

Thomas Müller berichtete, die Stadt habe zunächst die Kita-Arbeiten und die Arbeiten für den zusätzlichen Raum für ein städtische Rechenzentrum zusammen geplant und berechnet. In der Endabrechnung werde das aber wegen der Zuschüsse wieder getrennt. Zwischendurch sei man bei 5,.2 Millionen Euro Gesamtkosten gelegen.

Inzwischen aber hätten sich die Baupreise wieder etwas günstiger entwickelt und man liege bei 4,8 Millionen Euro. Darin sei auch die beschlossene Lüftungsanlage eingeschlossen. „Wir befinden uns in der Kostenprognose von 2024“, so Müller.

Florian Müller vom Büro Hess. Foto: him

1,4 Millionen Euro zu wenig im Haushalt 2025 – und keiner weiß warum

Allerdings fehlen im Haushalt 2025 knapp 1,4 Millionen Euro. Dieses Geld hätte eigentlich im Haushalt 2025 eingeplant werden müssen, da es im Vorjahr nicht mehr ausgegeben werden könnte. „Warum die Summe nicht erhöht wurde, kann keiner mehr sagen“, so Müller. „Wir wussten, dass weniger Geld abfließt.“

Eine gute Nachricht hatte sich Müller bis zum Schluss aufgehoben: Es werden wahrscheinlich 596.000 Euro Denkmalschutzmittel fließen.

„Das ist einfach zu viel“

Stadtrat Udo Neudeck (Freie Neue Liste) hat das nicht besänftigt: Als das Thema Kirchplatzschule aufgekommen sei, sei von einer Million Euro die Rede gewesen. Damals habe ihn „schon fast der Schlag getroffen“, dass der Umbau einer Grundschule in einen Kindergarten so teuer sein soll. „Jetzt sind wir bei 4,8 Millionen, das ist einfach zu viel.“

Thomas Müller rechtfertigte sich mit den um 50 Prozent angestiegenen Baupreisen seit 2020, als man den Umbaubeschluss gefasst habe. Damals sei keine gesamte Sanierung des Gebäudes vorgesehen gewesen, „lediglich Möbel raus, Möbel rein“.

Jürgen Kaupp (CDU) beschwichtigte. Es gehe nur um geringere Mehrkosten. Andrerseits gebe es doch eine Verpflichtungsermächtigung im Haushalt. Diese verfalle, so Stadtkämmerer Klemens Walter, die Mittel müssten neu angemeldet werden. Eisenlohr versprach, die Frage verwaltungsintern zu klären.

Roland Hess hörte von der Seite zu. Foto: him

Regress ist schwierig

Susanne Andreae (SPD-Buntspecht) fragte, wie zuverlässig denn die neuen Zahlen seien und was die Aussage rechtlich bedeute, „der Stuckateur hat uns verlassen“.

Thomas Müller meinte, da man sich nicht mehr im Zeitplan befinde, seien Regressansprüche schwierig durchzusetzen.

Ob man bei der Vergabe nicht darauf achten könne, örtliche Unternehmen zu beauftragen, um solche Vorfälle zu vermeiden, fragte Andreae. Da seien die Hürden im Vergaberecht sehr hoch, so Eisenlohr. Da müsse man sehr viel nachweisen bei Unzuverlässigkeit. Den Gipser allerdings könne man zukünftig ausschließen, ergänzte Müller.

Danke für Geduld

Abschließend bedankte sich Eisenlohr bei Eltern und Kita-Team für deren Geduld und Flexibilität. Sie sei überzeugt, dass es zum 1. März klappen wird. Dann werde der Kindergarten „hoffentlich belohnt mit einem schönen Gebäude“.

Mit 24 Ja-Stimmen votierte der Rat für die überplanmäßigen Mittel von knapp 1,4 Millionen Euro. Emil Rode (Freie/Neu Liste) stimmte dagegen, Oskar Rapp (Freie/Neue Liste), Peter Bötsch, Patrick Flaig und Michael Melvin (CDU) enthielten sich.




Martin Himmelheber (him)

... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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